“Migration ist Realität. Es liegt in unserer Verantwortung, sie zukunftsorientiert zu gestalten.“
Anlässlich des europäischen Migrationsgipfels, am 18.Juli 2025, auf Einladung von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt auf der Zugspitze, appelliert Dr. Oliver Müller, Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe des Deutschen Caritasverbandes:
„Der Migrationsgipfel auf Deutschlands höchstem Berg kann eine Chance für einen Aufbruch sein. Aber nicht die Kulisse entscheidet, ob es zu sinnvollen politischen Beschlüssen kommt oder zu einem Tiefpunkt europäischer Migrationspolitik. Europa braucht eine menschenwürdige, realistische und zukunftsorientierte Migrationspolitik. Es ist höchste Zeit für einen Perspektivwechsel, mit einer realitätsnahen Haltung und menschlichem Blick. Migration darf nicht länger vor allem mit Restriktion, Abschottung und Angst verbunden werden.
Menschen bringen Fähigkeiten, Erfahrungen und Potenziale mit, die unsere Gesellschaften, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels und demografischen Wandels, dringend brauchen.
Die Verhinderung von Migration durch immer neue Barrieren stärkt vor allem skrupellose Schleuser. Wer effektiv dagegen vorgehen will, muss sichere, legale Zugangswege eröffnen und nicht neue Zäune ziehen. Abschottung spielt kriminellen Geschäftsmodellen in die Hände.
Als Caritas setzen wir uns für die wertvollen Errungenschaften der europäischen Integration ein. Hierzu gehört der freie Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital, nicht zuletzt auch eine wichtige Grundlage unseres Wohlstands. Binnengrenzen im Schengenraum dürfen daher nur mit gutem Grund und zeitlich befristet kontrolliert werden. Einseitige nationale Maßnahmen gefährden das Vertrauen in die Grundpfeiler der EU. Der Gipfel muss ein deutliches Signal für europäische Geschlossenheit und Zusammenarbeit aussenden.
Und nicht zuletzt: Die Europäische Union steht weltweit für Werte wie Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität. Diese normative Kraft darf gerade in geopolitisch angespannten Zeiten nicht aufgeweicht werden. Auslagerung von Verantwortung, etwa durch externe Asylverfahren, widerspricht diesem Anspruch. Stattdessen braucht es eine faire und verbindliche Verantwortungsteilung zwischen den EU-Staaten und eine respektvolle, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Drittstaaten.
Migration ist Realität. Es liegt in unserer Verantwortung, sie zukunftsorientiert zu gestalten. Als Caritas appellieren wir an Bundesinnenminister Dobrindt und seine Amtskolleg*innen aus mehreren Nachbarstaaten, diesen Gipfel zu nutzen, um den europäischen Geist von Integration, Solidarität und Menschlichkeit neu zu beleben. Wir erhoffen uns ein klares Signal europäischer Einigkeit.“
Quelle: caritas.de